Monday, December 26, 2011

Allgemeine Zeitung - Unverbrauchte Motive

FILMSTADT Wiesbaden ist bei Produktionsfirmen als Drehkulisse immer noch sehr beliebt

Wiesbaden hatte sie alle: Romy Schneider („Wenn der weiße Flieder wieder blüht“, 1953) und Zsa Zsa Gabor („Ball der Nationen“, 1954), Johannes Heesters („Wenn eine Frau liebt“, 1950), Fritz Lang und Alfred Hitchcock. Vor allem in den fünfziger Jahren war Wiesbaden ein Filmzentrum, in dem die großen Stars und Regisseure fast an jeder Straßenecke anzutreffen waren.

In der Zwischenzeit machte die Stadt besonders als Kulisse für Serienproduktionen von sich reden, etwa für „Ein Fall für Zwei“, die seit 1981 ausgestrahlt und teilweise in Wiesbaden gedreht wird, oder für „Der Staatsanwalt“, die 2005 anlief und in Wiesbaden spielt. Von 1964 bis 1984 war das ZDF in der Stadt zu Hause. Und noch heute finden sich auf dem Mediengelände „Unter den Eichen“ vier Produktionsfirmen, in der Stadt zahlreiche Institutionen der Filmbranche.

Doch die Jahre der „Filmstadt“ Wiesbaden sind noch nicht gezählt, wie die für das kommende Frühjahr geplanten Dreharbeiten zum Film „The Danish Girl“ mit Nicole Kidman und Rachel Weisz zeigen. In der hessischen Landeshauptstadt wird der schwedische Regisseur Lasse Hallström („Chocolat“) einige Szenen der Geschichte des dänischen Künstlerehepaars Einar und Greta Wegener drehen. Dabei gibt Wiesbaden „eine perfekte Kulisse für das Pariser Bohemien-Leben der zwanziger Jahre“ ab, heißt es in einer Pressemitteilung der HessenInvestFilm.

Katrin Huvart von der Film Commission Hessen, einer Serviceeinrichtung der Hessischen Filmförderung, sieht Wiesbadens Standortvorteil in der guten verkehrlichen Anbindung und seinen vielen unverbrauchten Motiven. Beides trifft jedoch auch auf Frankfurt und andere Städte des Rhein-Main-Gebiets zu. Regina Kaczmarek, Inhaberin einer Frankfurter Agentur, die geeignete Drehorte sucht, kennt die Vorzüge der Landeshauptstadt genauer: „Wiesbaden ist für uns in seiner ganzen Pracht interessant, mit seinen Parks, Alleen und schönen Gebäuden, und auch durch die Natur unmittelbar vor der Haustür.“

Tatsächlich, sagt die Agenturchefin, werde ständig in Wiesbaden und seinen Mietstudios gedreht und fotografiert. Zuletzt etwa für „Die kommenden Tage“ mit Daniel Brühl und Johanna Wokalek oder für den Film „Playoff“, eine deutsch-französisch-israelische Koproduktion, die das Leben des Basketballtrainers Ralph Klein thematisiert.

Mehrfach fündig wurden die „Drehort-Sucher“, die sogenannten „Scouts“, auch im Staatstheater, Aufnahmen für einen Joghurt-Werbespot entstanden im Foyer. Das Kurhaus war bereits Drehort für Hyundai, die Rheinstraße für den Smart und die Alten Schmelze für Porsche. Schöne Aufnahmen seien zudem im Tempelchen auf dem Neroberg entstanden für den Filmbeitrag „Hessen willkommen“ zur Fußball-WM 2006, erzählt Regina Kaczmarek.

Für den Science-Fiction-Film „Iron Sky“ waren im vergangenen Jahr sogar Drehtage im Apollo-Kino in der Moritzstraße angesetzt. „Das Apollo ist eines der schönsten Kinos weltweit“, schwärmt die Agenturchefin. Starker Schneefall machte jedoch einen Strich durch die Rechnung.

Source: http://www.allgemeine-zeitung.de